Queere junge Menschen in Gruppen mitdenken

Kategorie: Konkretes für die Praxis

Lesedauer: 5 Minuten

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Sechs unterschiedlich gefärbte und gekleidete Hände treffen sich in der Mitte eines regenbogenfarbenen Hintergrunds. Das Bild symbolisiert Vielfalt, Inklusion und Zusammenhalt. Die Regenbogenfarben stehen für die LGBTQ+ Gemeinschaft und ergänzende Farben und Symbole verweisen auf Intersektionalität und die Unterstützung verschiedener Identitäten.

Hier findest Du einen Gastbeitrag von SaM Paulino (Diverse Brille) für unsere Projektwebsite. Der Beitrag ist auf Basis eines Workshops für projektbeteiligte Personen im vergangenen Jahr entstanden. SaM erklärt wie man queere junge Menschen in der Arbeit in und mit Gruppen (besser) berücksichtigen kann und welche Haltung hierfür nötig ist.


 

Was brauchen queere Jugendliche?

(Queere) Jugendliche werden häufig fremdbestimmt. Sie brauchen Erfahrungsräume, wo sie sich wertfrei erkunden dürfen. Das ist eine Aufgabe der jugendlichen Entwicklung.
Sie sollen erleben wie es ist, wenn ihre Stimme Gewicht hat und sie etwas mit ihrem Tun bewirken. Das stärkt sie.

Queere Jugendliche werden häufig angefeindet und in den Medien werden sie nicht gut dargestellt. Sie brauchen Orte wo sie sicher vor Anfeindungen und Gewalt sind.

Aus Angst bleiben queere Jugendliche oft allein oder online, doch sie gehören dazu! Sie brauchen andere Menschen, die gut zu ihnen sind, wie alle anderen Jugendlichen auch.

Es ist wichtig, dass Jugendliche nicht alles selbst erklären müssen. Vieles ist nämlich schmerzhaft zu erzählen. Sie haben es verdient, dass gruppenleitende Personen sich informieren. 

 

Was sollten gruppenleitende Personen wissen?

Es gibt einen Unterschied zwischen Geschlecht (wer bin ich?) und Sexualität (wen liebe/begehre ich, wenn ich überhaupt liebe/begehre?)

Du bist vielleicht DIE Person, die im Leben einer jugendlichen Person, den entscheidenden Unterschied macht!

 

Wie können gruppenleitende Personen queere Jugendliche mit ansprechen?

Informiere Dich im Internet, frage die Jugendlichen was Du wissen solltest und befasse Dich mit Deinen eigenen Privilegien und Schmerzpunkten. Das bietet Dir die Chance mit den Jugendlichen in den ehrlichen Austausch zu kommen.

Macht einen Filmabend zu einem Thema, dass ihr nicht oft besprecht. Warte nicht bis Jugendliche sich “outen” , um über queeres Leben und die damit verbundenen Schwierigkeiten zu sprechen. Schaffe “braver spaces” um über das eigene Leben reden zu können.

Nehme Dir Zeit, um Dir Gedanken zu machen wie Du zu queeren Menschen stehst. Was ist dir wichtig? Wie möchtest Du reagieren, wenn jemand beleidigt wird? Tausche Dich mit anderen darüber aus. Sei ein Vorbild.

Wenn queere Jugendliche Dir etwas erzählen, ist das keine spannende Geschichte. Sie vertrauen Dir. Bleibe auch nach einem wichtigen Gespräch eine sichere Person. Frag nach was Du mit wem besprechen darfst. Frag nach welchen Namen Du wo benutzen sollst. Lass die jugendliche Person entscheiden.

Wen möchtest Du zu deinen Angeboten einladen? Wen möchtest Du ansprechen? Schreibe und sage etwas genauer wen Du dabei haben möchtest und wen nicht (z.B. “Jugendliche” anstatt “Jungs und Mädchen”). Nutze Worte, die alle Geschlechter benennen, z.B. “Studierende” anstatt “Studenten” (männliche Form) oder nutze einen sog. Gendergap wie bei “Teilnehmer*innen” . Queere Jugendliche verstehen, dass Du Dir Mühe gibst und damit Haltung zeigst. Mache Namens- und Pronomensrunden zu Beginn eines Treffens und habt Spaß beim üben von Neo-Pronomen.

Schaut Filme und hört Musik, die nicht nur standardisierte Beziehungen zeigen oder nur hetero Paare. Achte auf einen altersgerechten und queersensiblen Medieneinsatz, z.B. auch bei Bilderbüchern.

Nutze die Farben der verschiedenen Pride-Flags für Deko in einem bestimmten AwarenessMonth oder schreibe in den entsprechenden Farben auf dein Flipchart. Du musst es nicht dazu sagen, aber die queeren Jugendlichen werden es verstehen.

Beschrifte einzelne abgeschlossene Toilettenkabinen mit “Sitzklo” und “Stehklo” oder “für alle” anstatt sie nach nur 2 Geschlechtern zu trennen. Prüfe, ob Themenräume für alle Geschlechter sicher sind oder ob z.B. der Fitnessraum nur für “Jungs” cool ist. Erkunde die Räume mit unterschiedlichen Gruppen und hole Dir Feedback ein.

Wäge ab, wie sichtbar Du Deine Haltung zeigen möchtest. Sind die Jugendlichen dann auch sicher? Oder ist es vielleicht besser etwas unauffälligere Dekoration zu verwenden?

Denke daran, dass trans* Jungs evtl. Menstruationsprodukte benötigen. Wenn Du genderneutrale Toiletten einrichtest, stelle überall das gleiche Material bereit. Auch cis Jungen können sich dafür interessieren und etwas ohne
Scham lernen.

Stelle Flyer und Informationsmaterial zu vielen möglichen Formen der Liebe und der geschlechtlichen Identitäten zur Verfügung. Lege Informationsmaterial offen aus. UND schaffe einen Ort wo nicht beobachtet werden kann, wenn sich Jugendliche etwas mitnehmen oder einen QR- Code abscannen (z.B. auf den Toiletten).

Wenn Du Informationen bereit stellst, versuche Bilder sprechen zu lassen. Zeige viele verschiedene Menschen, Paare, Beziehungen, Familien.

Schaffe eine Wohlfühlatmosphäre, die sicher ist für alle jugendlichen Personen. Informiere die Jugendlichen, den Träger, die Öffentlichkeit über deine Haltung und Deine Gesprächsregeln. Nutze Sticker und Pins/Buttons, um ohne Worte auszudrücken, dass Du ein Ally bist.

 

LINKS

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Neo-Pronomen üben

Auf dieser Homepage findest Du Übungen zu Neopronomen:
http://neopronomen.nrw/

 


SaM Paulino (sie/ihr)

Mailkontakt: kontakt@diverse-brille.de

Instagram: @diverse_brille

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